Die diesjährige Expedition zum Hindukusch-Gebirge in
Afghanistan hat nicht geklappt und so wurde der pakistanische Karakorum zum
Ausweichziel. Radar machte den Vorschlag, das langjährige Projekt von Pavel
Korinek auf den bisher noch nicht bestiegenen Berg Muchu Chhish (7.453) im
Batura Muztag Gebirge zu realisieren. Nach einem einvernehmlichen Telefonat mit
Pavel war die Entscheidung gefallen.
Die diesjährige Expedition zum Hindukusch-Gebirge in
Afghanistan hat nicht geklappt und so wurde der pakistanische Karakorum zum
Ausweichziel. Radar machte den Vorschlag, das langjährige Projekt von Pavel
Korinek auf den bisher noch nicht bestiegenen Berg Muchu Chhish (7.453) im
Batura Muztag Gebirge zu realisieren. Nach einem einvernehmlichen Telefonat mit
Pavel war die Entscheidung gefallen.
Am 6. Juni verlassen die vier Bergsteiger und Freunde aus
dem Riesengebirge, ich, Radoslav „Radar“ Groh und Jaroslav „Banán“ Banský, die
Tschechische Republik und reisen über Islamabad nach Aliabad in der Region
Hunza. Der Sozial- und Kulturanthropologe Libor Dusek ist noch dabei. Fünfter
im Bunde ist der Kameramann der Expedition, Tomas Galásek, der das Leben in den
Bergen festhalten will, unseren Versuch der Erstbesteigung und das größte
lokale Ereignis, den „Feiertag der Opferung“. Der ganze Dokumentarfilm soll
dann die Riesengebirgsexpedition von 1979 zum Manaslu Nord mit der unseren
verbinden. Unsere Vorgänger hatten ursprünglich auch das Batura-Gebiet geplant.
Die Akklimatisierung Sechstausender- Berg hat wegen meiner Krankheit nicht hingehauen und so ziehen wir nach einer kurzen Pause über den Muchuchar- Gletscher zum Basislager unter dem Muchu Chhish selbst. Wir werden uns also genau hier akklimatisieren müssen. Schließlich beschließen wir, uns vier Tage lang zu akklimatisieren. Wir wollen auf 4.600, 5.400 und 6.100 Metern schlafen. Mit Ausnahme des letzten Lagers entlang der zu erwartenden Aufstiegsroute, die dem Südgrat bis auf 7.300 auf dem Hauptkamm des Batura folgen wird. Die Akklimatisierung verlief mehr oder weniger nach unseren Plänen. Wir verlassen das Basislager am 25. Juni und kehren nach drei Nächten am 28. Juni zurück. Das ist nicht ganz ideal, aber mehr Zeit haben wir sowieso nicht. Das gute Wetter soll noch etwa eine Woche anhalten. Am ersten Tag steigen wir über das felsige Couloir zum Gletscher auf 4.800 m auf und weiter bis auf 5.350 m, wo wir unser erstes Biwak errichten. Wir haben 1.400 Höhenmeter überwunden. Es ist 10:30 Uhr und es ist bereits unerträglich heiß außerhalb unseres Zeltes. Wir sind gezwungen, den Rest des Tages in unserer Unterschlupf zu verbringen...
Am nächsten Tag klettern wir endlich. Erste Längen mit
unterschiedlichen Techniken und Felskletterei auf M4. Danach gibt es endloses
Eisklettern, schräg hinauf bis auf 6.300m unterhalb eines markanten Seracs, wo
wir C2 bauen. Der nächste Tag ist körperlich besonders anspruchsvoll. Schnee-
und Eisklettern mit einer maximalen Neigung von bis zu 70 Grad. Der Schnee ist
stellenweise so tief, dass wir oft spezielle Schneeschuhe der Firma Auftriib
verwenden, die zwischen Stiefel und Steigeisen eingelegt werden.
Laut Radar sind die Bedingungen viel schlechter als im letzten Jahr, und ohne dieses Gadget kämen wir in dem unzusammenhängenden kristallinen Schnee nicht weiter. Deshalb sind wir froh über die hart erkämpften 500 Höhenmeter heute. Wir biwakieren auf 6.750 Metern. Am nächsten Tag warten weitere 500 Höhenmeter auf uns. Das Gelände wird zunehmend flacher und endlos. Wir müssen vor allem auf Risse und die richtige Wahl der Strecke achten. Die Schneeschuhe sind wieder im Einsatz und Banán trampelt die meiste Zeit des Tages die Spur vor uns in den Schnee. Er ist dafür einfach der Beste. Am frühen Abend steigen wir knapp unterhalb des Gipfelgrats auf 7.250 Meter und errichten unser viertes und letztes Biwak. Es beginnt zu schneien! Am Morgen des 5.7. klart es auf und wir machen uns an den Aufstieg zum Gipfel. Da wir mit leichtem Gepäck gehen wollen, lassen wir unser Zelt und die Biwakausrüstung an Ort und Stelle. Der Gipfel liegt etwa 1.500 Meter östlich von uns..
Zuerst müssen wir etwa 150 Meter aufsteigen, dann beginnt
das Gelände wieder anzusteigen. Über ein paar Eishöhen erreichen wir einen
großen Felsturm unterhalb des Gipfelkopfes. Bis zum Gipfel sind es noch etwa
150 Höhenmeter. Der Weg wird wieder von Banán vorgetreten. Um 10:20 Uhr
Ortszeit sind wir auf dem Gipfel. Es gibt keinen höher gelgegenen Ort
mehr! Ich hämmere einen Schneeanker mit
unseren Unterschriften und der Aufschrift „Muchu Chhish-
Riesengebirgs-Expedition“. Wir verbringen etwa dreißig Minuten hier.
Der Weg vom Gipfel wird durch schlechte Sicht und schlammige Wege erschwert. Außerdem müssen wir oft wieder bergauf klettern und es bleibt nicht viel Kraft übrig. Schließlich stoßen wir auf die Felsecke, die wir nutzen, um zu unserem Zelt abzusteigen. Wir halten uns nicht lange auf und machen uns wieder an den Abstieg. Das Wetter wird nun immer schlechter. Wir können keinen Schritt mehr sehen und so steigen wir eher mit Autopilot den Gletscher hinunter. Ohne meine Brille suche ich nach einem Weg zwischen den Gletscherspalten. Zum Glück schaue ich beim Aufstieg oft hinter mich und versuche, mir das Gelände unter mir genau einzuprägen. Das hilft mir sehr, wenn ich in ähnlichen Situationen absteige. Ab 7.000 m wird die Sicht besser und wir steigen problemlos zu unserem dritten Biwakplatz (6.750 m) ab. Am nächsten Tag soll sich das Wetter allmählich verschlechtern und so stehen wir sehr früh auf.
Gleichzeitig steigen wir 1.500 Höhenmeter zum Gletscher hinunter. Davon seilen wir uns nur etwa 100 Meter ab. Im teilweise höllisch harten Eis ist das eine Weltmeisterschaft im Training. Der legendäre Satz von Banán „Ich kann nicht mehr, ich bin zu konzentriert“ klingt mir noch in den Ohren J. Es ist Mittag und es ist wieder heiß. Ringsherum gehen Lawinen ab und auch der Gletscherpfad sieht nicht sicher aus. Trotzdem beschließen wir, weiter abzusteigen. Wir sind an die Seile gebunden und wählen die Abstiegsroute sehr sorgfältig aus, wobei wir die Gefahr von Lawinen und Gletscherspalten berücksichtigen. Der Abstieg wird viel länger dauern als geplant. Wir erreichen das Basislager erst am späten Nachmittag. Überraschenderweise hält das Wetter über Nacht.
Am Morgen wachen wir jedoch an einem düsteren Morgen auf. Das Wetter schlägt definitiv um! Begleitet von Regentropfen steigen wir über den Muchuchar-Gletscher nach Alibad ab.
Hook