Bike to work, in jeder Situation!
Der nasse Schnee fällt dicht und in großen Flocken und auf der Straße
bildet er eine matschige Schicht von zwei Zentimetern, die unangenehm rutscht.
Die umgebende Dunkelheit erleuchten nur die Kegel der durchfahrenden Autos, die
mich für meinen Geschmack etwas zu dicht umfahren. Und ich frage mich selbst
zum hundertsten Mal, warum zum Teufel mach ich das. Es ist sieben Uhr früh und
ich fahre nur zur Arbeit...
Ganz am Anfang möchte ich sagen,
dass ich kein extremer Biker bin und die Teilnahme an anspruchsvollen Rennen,
wie die verrückte Ralley Sudety oder zum Beispiel die berühmte Tour de France
ich wie der Teufel das Weihwasser vermeide. Und die Menschen, die sie fahren,
verehre ich zwar, aber gleichzeitig sind sie für mich etwas (sehr) verrückt.
Ich bin kurz ein relativ fauler Sportler. So, wie bin ich dazu gekommen, dass
ich schon das dritte Jahr täglich auf dem Rad zur Arbeit fahre?
Es hat unauffällig angefangen.
Meine Frau nahm den Familienwagen unter der durchsichtigen Ausrede in Beschlag,
dass sie die Kinder in den Kindergarten fahren muss, und fügte hinzu, dass es
ein schönes Frühjahr ist, und wenn ich nicht zur Arbeit mit den öffentlichen
Verkehrsmitteln fahren möchte, so kann ich ja mit dem Rad fahren. „Du machst
etwas Sport dabei,“ propagierte sie den Gedanken weiter, „du machst dir den
Kopf frei, machst etwas für deine Kondition (versteh - es wächst schon wieder
der Bauch, wer soll sich das laufend anschauen) und immerhin fährst du gern auf
dem Rad und zusätzlich fährt dein Kollege Ondra auch jeden Tag auf dem Fahrrad
zur Arbeit, und zwar auch im Winter, der Kerl. Also los los.“
Na ja, etwas ist wohl daran, sagte ich mir dieses Mal, und damit kam ich bis auf wirklich ganz wenige Ausnahmen wohl für immer um die Möglichkeit, mit dem Wagen zur Arbeit zu fahren. Aber was, das Frühjahr und auch der Sommer waren überaus schön, ein Minimum an den typischen Liberecer Schauern, Gewitter- und Regengüssen. Und Vorteile hatte es wirklich. Den öffentlichen Nahverkehr nehme ich als notwendiges Übel war, das Warten auf den Autobus, der mich sowieso nicht dahin fährt, wohin ich will, laufend Zeiten überprüfen, Umstiege, das ist nichts für mich. Autos überholen, die im Stau stehen und über die mit Sonne gefluteten Straßen mit dem Wind um die Wette fahren, das ist das Richtige. Das ist das Leben!
Der Sommer ging unauffällig in
den Winter über und nachfolgend in den Winter, aber die Niederschläge sind
weiterhin gering, so dass unter der „Radjacke“ Tacul eine Isolationsschicht in
Form der Jacke Flake hinzukam, ich habe ein paar Blinksachen gekauft, weil es
früher dunkel wird, und ich weiterhin fuhr. Ich habe mir gesagt, was für ein
Glück ich habe, und dass braune Weihnachten auch etwas Gutes haben. Und dann
bin ich eines Tages aufgewacht und um unser Haus herum war es weiß. Überall,
viel und unwiderruflich.
Diesen Morgen habe ich mit von
der Familie verabschiedet, wissend, dass wir uns abends nicht wieder treffen
müssen, gemeinsam haben wir zum Heiligen Christoph gebetet, dem Patron der
Pilger, und zum Heiligen Linhart, dem Patron der geistig Kranken, ich habe den
Helm aufgesetzt, alle Blinksachen angeschaltet, die ich habe, und bin zur
bekannten Trasse aufgebrochen. Die war auf einmal komplett anders,
erschreckender. Die Straßen waren mit einmal um die Schneeberge enger, die
Autos hatten kaum vom Schnee gereinigte Scheiben und mit den fast noch
schlafenden Fahrern kamen sie meinem Lenker viel näher als sonst. Die Autobusse
wurden mit ihrer Breite in einem Augenblick der Feind Nummer Eins. Ich fahre
bedeutend langsamer, als jederzeit davor. Die Anfahrten in die Kurven sind
vorsichtiger, die Augen überwachen jede Bewegung, jede potentielle Gefahr. Ich
fahre eine Straße nach der anderen lang, jede durchfahrene Kreuzung ist ein
kleiner Sieg. Endlich fahre ich einen Berg auf einen kleinen Platz hinauf, es
ist schon nicht mehr weit, es wartet auf mich noch eine Abfahrt über die
Serpentinen und... Ich bin da, ich lebe, ohne Fall, Unfall, Quetschungen. Und
was komisch ist, in einer solchen abartigen Weise hat es mir wirklich, aber
wirklich gefallen.
Und so fahre ich seit diesem Zeitpunkt ständig, bei Sonne, Regen, Nebel, Schnee. Ich habe ein paar Sachen gekauft, die mir die Fahrt erleichtern - Blinksachen, Rückstrahler, warme und wasserdichte Beinüberzüge, bessere Bekleidung, hauptsächlich die Hose Cascade Light und die wasserdichte Jacke Guide. Meine Frau, die wahrscheinlich gedacht hat, dass ich eine zu geringe Lebensversicherung habe, hat mit ein paar spezielle Winterreifen mit Spikes beschafft, was vorteilhaft ist, wenn es zu rutschen beginnt. Ich habe gelernt, ein aufmerksamerer Fahrer zu sein, besser den Verkehr zu lesen, die Reaktionen der anderen vorherzusagen und auch weniger zu fluchen.
Und warum mache ich das? Klar, ich kann darüber sprechen, dass ich die Umwelt schone, die Kondition verbessere und ich keine öffentlichen Verkehrsmittel gern habe, aber der Hauptgrund ist eher der, dass ich mich dabei so ein bisschen wie ein Held fühle. Es freut mich, wenn ich morgens durch die Schneekatastrophe zur Arbeit fahre und wissend wir uns mit dem Kollegen anschauen, oder sich ein anderes Mal beschweren, wie der Frost heute besonders weh tat, oder wie wir wo nass geworden sind. Und dann setzen wir uns an die Rechner und bei den Einsen und Nullen fühlen wir uns wenigstens etwas am Leben.
Und deshalb rate ich Allen,
probiert es. Wenigstens einmal im Leben anstelle ins Auto setzt ihr euch auf
das Rad und fahrt damit zur Arbeit. Und vor allem in Ruhe, seid am Anfang nicht
zu streng zu euch, startet im Frühjahr schön langsam. Wer weiß, vielleicht
treffen wir uns mit der Zeit in irgendeinem Sturm, wie wir uns durch die
Schneewehen kämpfen. Ich freue mich schon darauf!
Martin, D.A.